Die Bekehrung des Geldbeutes
Bevor wir Fundraising für Gott machen können, müssen wir erst einmal lernen, Geld mit Gottes Augen zu sehen.
Die Art und Weise, wie diese Welt Geld betrachtet und wie Gott Geld betrachtet, könnte unterschiedlicher nicht sein. Deshalb müssen wir uns selbst erst einmal auf Gottes Betrachtungsweise „umschulen“, bevor wir für sein Reich in dieser Welt Geld sammeln können. Wir müssen unsere Einstellung, unseren Umgang und unser Denken über Geld ändern. Wir müssen uns von Gott lehren lassen, wie Geld wirklich funktioniert. Meist wartet Gott erst, bis wir Geld mit seiner Weisheit anschauen, bevor er uns größere Summen in die Hand gibt. Warum sollte er auch jemand Geld anvertrauen, der nicht in seinem Sinne damit umgehen kann?
Dieser Umlernprozess ist schwer. Bei mir selbst hat es einige Jahre gebraucht, bis meine Bekehrung auch meinen Geldbeutel erreicht hat. Und diese Bekehrung ist noch lang nicht abgeschlossen.
Leider erfahren wir auf dem Weg der Geldbeutel-Bekehrung nicht immer so viel Unterstützung von unserer christlichen Umgebung wie uns gut tun würde. Bisher habe ich in den von mir besuchten Gemeinden Predigten über die verschiedensten christlichen Aspekte gehört. Angefangen von Hilfen zum Bibelverständnis über Bonhoefer bis hin zu jeglichen Formen des Gutmenschentums. Konkrete Antworten zu den wirklich wichtigen Fragen des praktischen religiösen Lebens wie „10% geben vom Netto- oder Bruttogehalt?“ eher weniger.
Abgesehen davon, dass die persönliche finanzielle Situation bei uns in Deutschland ein besonderes Tabu-Thema ist – „Über Geld schwätzt mer' net'“ sagte mir einmal ein Freund auf eine zu neugierige Frage – trifft dies auf die Gemeinden noch mehr zu. Reinhard Rubow schreibt „man kann in Kirchen und Gemeinden inzwischen besser über Sex und Politik reden als über Geld“.
Beim Beschreiben dieses Misstandes soll nicht verschwiegen werden, dass gerade Bewegung in Sachen „christlicher Umgang mit Geld“ in die deutsche Christen-Szene kommt. Ausgehend vom freikirchlichen Sektor rückt Geld zunehmend zu den praktischen Fragen auf, die auch in der Gemeinde beantwortet werden. Besonders das Missionswerk „Campus für Christus“ hilft hier mit Vortragsabenden und Büchern zu mehr Verständnis. Wobei in den Freikirchen im Vergleich zu den Landeskirchen seit jeher eine ausgeprägtere Spendenbereitschaft besteht. Was auch kein Wunder ist, sind diese Gemeinden ohne Kirchensteuereinnahmen doch ganz anders bei ihrer eigenen Finanzierung gefordert.
Sie hatten es nie so bequem wie derzeit die katholische Kirche und die evangelischen Landeskirche, denen der Staat mit seinem mächtigen Apparat seit 18XX das Fundraising abnimmt und mit der Lohnsteuer gleich mit abzieht. Die Kirchen bekommen das Geld bequem auf ihr Konto überwiesen und sind fein aus der unbequemen Arbeit des Geldeintreibens raus.
Das war nicht immer so. Eigentlich beherrschen auch die großen Kirchen die Kunst des Fundraisings. Nur müssen sie es gerade nicht anwenden – im Gegensatz zu früheren Zeiten. Auch die Ablässe, die die katholische Kirche verkaufte, waren schließlich Fundraising. Das Geld wurde für den teuren Petersdom gebraucht, den wir noch heute bewundern. Ein Beispiel, dass Fundraising seit jeher ein Gratwanderung zwischen kreativen Ideen und ethischen Regeln liegt. Luther kämpfte zu recht gegen diese Form des Fundraisings.
Ein anderes Beispiel fand ich in Giengen an der Brenz, meiner Heimatgemeinde auf der schwäbischen Alb. Mit der ganzen Stadt brannte dort 1637 im 30jährigen Krieg die große Stadtkirche ab. Danach reiste Simon Böck durch ganz Deutschland und sammelte innerhalb von wenigen Jahren einen ansehnlichen Anteil des notwendigen Geldes. Welche Gemeinde würde heute noch für den Bau einer Kirche in einer ganz anderen Stadt spenden – wo zu Zeiten des 30jährigen Krieges sicher viele Kirchen neu aufgebaut werden mussten?
Seit kurzem, da auch die Kirchensteuer-Einnahmen immer drastischer sinken, müssen auch die grossen Kirchen diese Arbeit wieder selbst in die Hand nehmen. So sind immer mehr Gemeinden über die traditionellen Weihnachts-Sammelaktionen für „Misereor“ oder „Brot für die Welt“ hinaus auch bei kleinen eigenen Projekten auf Spenden angewiesen.
Das sind die Freikirchen schon immer. Wenn die Pastoren dort zu viele Jahre das Thema Geld in ihren Predigten und Bibelarbeiten verschweigen, spüren sie bald das Ergebnis am eigenen Geldbeutel: Die Gemeindemitglieder verlieren das Bewusstsein für die Notwendigkeit ihrer Spende für das Reich Gottes, wenn sie zu selten dazu einen Denkanstoß bekommen. Folglich gehen ihre Spenden, auch ohne Absicht und ohne dass sie dies bewusst so beschließen würden, immer mehr zurück. Und spätestens, wenn der Pastor sich seine Miete vom Mund absparen muss, hat er wieder genügend Motivation, seinen inneren Schweinehund zu überwinden wird sich das Tabuthema „Geld“ wieder vorzunehmen: am nächsten Sonntag predigte er dann vielleicht über Paulus Sammlung für die Gemeinde in Jerusalem. Manch freikirchlicher Pastor kann vielleicht bestätigen, wie sich nach solchen Gedächntisauffrischungen seiner Gemeinde seine finanzielle Situation wieder etwas entspannt hat.
Wir sehen, wie die gemeindliche Lehre um Gottes Absichten für unsere Finanzen direkt mit dem Fundraising für Gott zusammenhängt. Einer der erfahrensten christlichen Fundraiser Europas (um nicht das unchristliche Wort „erfolgreichsten“ verwenden zu müssen) sagte mir, dass er gelernt hat, dass Fundraising eigentlich erst einmal „Faithraising“ bedeutet.
„Faithraising“ bedeutet, dass wir den Glauben fördern. Und aus dem Glauben kommt der Wille, auch unser Geld in seinem Sinne zu behandeln. Dieses Thema war Jesus so wichtig, dass er uns in jedem dritten Gleichnis, von dem er uns erzählt, seine Sicht über das Geld lehrt. Deshalb ist es wichtig, dass erst einmal wir „Fundraisende“ wirklich ganz mit Gottes Sicht über Geld auf einer Linie kommen – denn schließlich wollen wir mit seinem Geld für ihn „arbeiten“.
Die Art und Weise, wie diese Welt Geld betrachtet und wie Gott Geld betrachtet, könnte unterschiedlicher nicht sein. Deshalb müssen wir uns selbst erst einmal auf Gottes Betrachtungsweise „umschulen“, bevor wir für sein Reich in dieser Welt Geld sammeln können. Wir müssen unsere Einstellung, unseren Umgang und unser Denken über Geld ändern. Wir müssen uns von Gott lehren lassen, wie Geld wirklich funktioniert. Meist wartet Gott erst, bis wir Geld mit seiner Weisheit anschauen, bevor er uns größere Summen in die Hand gibt. Warum sollte er auch jemand Geld anvertrauen, der nicht in seinem Sinne damit umgehen kann?
Dieser Umlernprozess ist schwer. Bei mir selbst hat es einige Jahre gebraucht, bis meine Bekehrung auch meinen Geldbeutel erreicht hat. Und diese Bekehrung ist noch lang nicht abgeschlossen.
Leider erfahren wir auf dem Weg der Geldbeutel-Bekehrung nicht immer so viel Unterstützung von unserer christlichen Umgebung wie uns gut tun würde. Bisher habe ich in den von mir besuchten Gemeinden Predigten über die verschiedensten christlichen Aspekte gehört. Angefangen von Hilfen zum Bibelverständnis über Bonhoefer bis hin zu jeglichen Formen des Gutmenschentums. Konkrete Antworten zu den wirklich wichtigen Fragen des praktischen religiösen Lebens wie „10% geben vom Netto- oder Bruttogehalt?“ eher weniger.
Abgesehen davon, dass die persönliche finanzielle Situation bei uns in Deutschland ein besonderes Tabu-Thema ist – „Über Geld schwätzt mer' net'“ sagte mir einmal ein Freund auf eine zu neugierige Frage – trifft dies auf die Gemeinden noch mehr zu. Reinhard Rubow schreibt „man kann in Kirchen und Gemeinden inzwischen besser über Sex und Politik reden als über Geld“.
Beim Beschreiben dieses Misstandes soll nicht verschwiegen werden, dass gerade Bewegung in Sachen „christlicher Umgang mit Geld“ in die deutsche Christen-Szene kommt. Ausgehend vom freikirchlichen Sektor rückt Geld zunehmend zu den praktischen Fragen auf, die auch in der Gemeinde beantwortet werden. Besonders das Missionswerk „Campus für Christus“ hilft hier mit Vortragsabenden und Büchern zu mehr Verständnis. Wobei in den Freikirchen im Vergleich zu den Landeskirchen seit jeher eine ausgeprägtere Spendenbereitschaft besteht. Was auch kein Wunder ist, sind diese Gemeinden ohne Kirchensteuereinnahmen doch ganz anders bei ihrer eigenen Finanzierung gefordert.
Sie hatten es nie so bequem wie derzeit die katholische Kirche und die evangelischen Landeskirche, denen der Staat mit seinem mächtigen Apparat seit 18XX das Fundraising abnimmt und mit der Lohnsteuer gleich mit abzieht. Die Kirchen bekommen das Geld bequem auf ihr Konto überwiesen und sind fein aus der unbequemen Arbeit des Geldeintreibens raus.
Das war nicht immer so. Eigentlich beherrschen auch die großen Kirchen die Kunst des Fundraisings. Nur müssen sie es gerade nicht anwenden – im Gegensatz zu früheren Zeiten. Auch die Ablässe, die die katholische Kirche verkaufte, waren schließlich Fundraising. Das Geld wurde für den teuren Petersdom gebraucht, den wir noch heute bewundern. Ein Beispiel, dass Fundraising seit jeher ein Gratwanderung zwischen kreativen Ideen und ethischen Regeln liegt. Luther kämpfte zu recht gegen diese Form des Fundraisings.
Ein anderes Beispiel fand ich in Giengen an der Brenz, meiner Heimatgemeinde auf der schwäbischen Alb. Mit der ganzen Stadt brannte dort 1637 im 30jährigen Krieg die große Stadtkirche ab. Danach reiste Simon Böck durch ganz Deutschland und sammelte innerhalb von wenigen Jahren einen ansehnlichen Anteil des notwendigen Geldes. Welche Gemeinde würde heute noch für den Bau einer Kirche in einer ganz anderen Stadt spenden – wo zu Zeiten des 30jährigen Krieges sicher viele Kirchen neu aufgebaut werden mussten?
Seit kurzem, da auch die Kirchensteuer-Einnahmen immer drastischer sinken, müssen auch die grossen Kirchen diese Arbeit wieder selbst in die Hand nehmen. So sind immer mehr Gemeinden über die traditionellen Weihnachts-Sammelaktionen für „Misereor“ oder „Brot für die Welt“ hinaus auch bei kleinen eigenen Projekten auf Spenden angewiesen.
Das sind die Freikirchen schon immer. Wenn die Pastoren dort zu viele Jahre das Thema Geld in ihren Predigten und Bibelarbeiten verschweigen, spüren sie bald das Ergebnis am eigenen Geldbeutel: Die Gemeindemitglieder verlieren das Bewusstsein für die Notwendigkeit ihrer Spende für das Reich Gottes, wenn sie zu selten dazu einen Denkanstoß bekommen. Folglich gehen ihre Spenden, auch ohne Absicht und ohne dass sie dies bewusst so beschließen würden, immer mehr zurück. Und spätestens, wenn der Pastor sich seine Miete vom Mund absparen muss, hat er wieder genügend Motivation, seinen inneren Schweinehund zu überwinden wird sich das Tabuthema „Geld“ wieder vorzunehmen: am nächsten Sonntag predigte er dann vielleicht über Paulus Sammlung für die Gemeinde in Jerusalem. Manch freikirchlicher Pastor kann vielleicht bestätigen, wie sich nach solchen Gedächntisauffrischungen seiner Gemeinde seine finanzielle Situation wieder etwas entspannt hat.
Wir sehen, wie die gemeindliche Lehre um Gottes Absichten für unsere Finanzen direkt mit dem Fundraising für Gott zusammenhängt. Einer der erfahrensten christlichen Fundraiser Europas (um nicht das unchristliche Wort „erfolgreichsten“ verwenden zu müssen) sagte mir, dass er gelernt hat, dass Fundraising eigentlich erst einmal „Faithraising“ bedeutet.
„Faithraising“ bedeutet, dass wir den Glauben fördern. Und aus dem Glauben kommt der Wille, auch unser Geld in seinem Sinne zu behandeln. Dieses Thema war Jesus so wichtig, dass er uns in jedem dritten Gleichnis, von dem er uns erzählt, seine Sicht über das Geld lehrt. Deshalb ist es wichtig, dass erst einmal wir „Fundraisende“ wirklich ganz mit Gottes Sicht über Geld auf einer Linie kommen – denn schließlich wollen wir mit seinem Geld für ihn „arbeiten“.